Führungsposition? Nein, danke.
Meine Erfahrungen aus der Führungskräfteentwicklung
Wenn ich Unternehmen in der Führungskräfteentwicklung begleite, stelle ich regelmäßig fest: Immer mehr junge Menschen haben keine Lust auf Führungspositionen. Ein Zeichen von Bequemlichkeit? Ganz sicher nicht! Die Ursache liegt oft bei den Rahmenbedingungen, die Führung unattraktiv machen.
Die nächste Generation ist nicht faul – sie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Unternehmen sollten zuhören, was junge Menschen erwarten, und Führung neu definieren.
In Unternehmen sehe ich häufig alte Denkmuster und Erwartungen, die nicht mehr zur neuen Generation passen.
- Starre Strukturen hemmen Veränderung: Selbst in „New Work“-Zeiten klammern sich viele Unternehmen an alte Strukturen. Wer gestalten will, stößt auf Widerstände. Führung wird zur Verwaltung, anstatt Raum für Innovation zu schaffen.
- Leistung ≠ Verausgabung: Ständige Erreichbarkeit und Überstunden gelten oft als Voraussetzung für Führung. Aber wer möchte schon 24/7 verfügbar sein? Erfolg sollte am Ergebnis gemessen werden, nicht an der Anwesenheit. Trotzdem gehören Überstunden noch immer zum „guten Ton“. Klingt verlockend? Nicht wirklich!
- Führung „nebenbei“: In der mittleren Führungsebene fehlt oft die Zeit für echte Führung. Wer soll das alles neben den fachlichen Aufgaben schaffen? Überlastung ist vorprogrammiert. Junge Talente sehen das und denken sich: „Danke, aber nein!“
- Führungskompetenzen müssen erlernt werden: Persönliche Eigenschaften sind wichtig, aber allein nicht genug. Führung erfordert spezifische Kompetenzen und bewusste Selbstführung. Leider wird das oft ignoriert, und viele Nachwuchsführungskräfte werden ohne Ausbildung ins kalte Wasser geworfen.
Was muss sich für den Führungskräftenachwuchs ändern?
Wenn Unternehmen möchten, dass junge Menschen wieder Lust auf Führung haben, müssen sie die Rahmenbedingungen überdenken:
- Führungskultur reflektieren: Unternehmen sollten die bestehende Führungskultur kritisch hinterfragen und offen für Veränderungen sein. Daraus sollte ein neues Führungsleitbild entstehen, das auf die Bedürfnisse einer modernen Arbeitswelt zugeschnitten ist.
- Work-Life-Balance für Führungskräfte: Work-Life-Balance sollte auch für Führungskräfte gelten. Sie sollten Vorbilder für gesunde Arbeit sein, nicht für Überarbeitung.
- Führungskompetenz gezielt fördern: Führung erfordert Training und die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung. Ohne Unterstützung wird die Lust auf Führung schnell erstickt. Ein Führungskräftecoaching oder -training ist oft eine gute Investition.
- Mentorenprogramme einführen: Erfahrene Führungskräfte können junge Talente begleiten. Der Austausch bringt beiden Seiten etwas.
- Fokus auf Führung, nicht nur Fachliches: Führung ist kein Nebenjob. Fachliche Aufgaben müssen abgegeben werden, damit Führungskräfte sich auf ihre Aufgaben konzentrieren können.
- Neue Modelle ausprobieren: Führen in Teilzeit oder Führungs-Sharing bieten spannende Ansätze, um Führung attraktiver zu machen. Warum nicht mal etwas Neues wagen?